Wenn ich Belustigendes schreibe, amüsiere ich mich gar nicht die ganze Zeit, ich arbeite mit großer Ernsthaftigkeit daran, dass sich mein Publikum amüsieren kann.
Diesen Blogbeitrag widme ich Karl Valentin und zitiere ihn unvergessen, weil es gerade so gut in die Zeit passt: „Nach der staden Zeit wird es auch wieder ruhiger.“ – I LAUGH YOU.
Es ist eine stetige Humor-, Stil- und Vorliebensfrage. Bei den Humoristen kenne ich meine Vorbilder: Karl Valentin gehört definitiv dazu. Und welche Spionage-Geschichten haben mich besonders beeindruckt? Der dritte Mann / Dame, König, As, Spion / Inglourious Basterds – da hatte ich als Zuschauerin das Gefühl, in geheimes Insiderwissen zu verdeckten Operationen eingeweiht zu werden. Bis zur Schock-Welle der Offenbarungen über Ausspähen und Abhören im großen Stil war die Welt der Spione eben noch eine Filmgeschichte. Heute erfahren wir Offenbarungen über gängige Abhörpraxis aus den Bedienungsanleitungen unserer elektronischen Geräte. Wir können nun nicht behaupten, wir wüßten nichts davon. Der praktische Nebeneffekt: Es fühlt sich schon richtig heimelig an mit dem „Deal“: Das ganze Leben ist ein ABHÖRSPIEL.
Auf einer Ausstellung im Museum für Kommunikation in Frankfurt habe ich allerdings gestaunt: Da hat man tatsächlich Puppen produziert, die mit Aufnahmegeräten ausgestattet waren und die Spielzeughersteller konnten die Kinder bei ihren geheimen Gesprächen abhören. Die Eltern konnten dazubuchen, dass ihnen eine Pop-Up-Nachricht geschrieben wird, sobald ihr Kind schräg drauf kommen sollte. Das rief dann Kritiker auf den Plan, ich glaube, die Puppen sind bei uns verboten. Die Privatsphäre der Kinder wollen wir schützen. Wobei es durchaus Käuferschichten gibt, die ihrem Kind gerne einen Chip einpflanzen würden, damit es immer auffindbar ist. Das kann man jetzt als berechtigte Fürsorge oder als übergriffig ansehen.
Jedenfalls ist diese Geschichte eine, die mir auf dem Weg zu den ABHÖRSPIELEN untergekommen ist und sie passt zur Kathegorie dieses Blogs „Das ist doch absurd“. Ich spiele ja gerne gedankliche Gegenentwürfe zur Realität durch: Was hätte es wohl für Auswirkungen, wenn alles anders laufen würde? Dazu habe ich während der Recherche zu MERKELPHONE ein interessantes Buch entdeckt. In dem listet die englische Historikerin Frances Stonor Saunders wissenschaftlich akribisch auf, welche Europäischen Kulturschaffenden auf der Gehaltsliste der CIA gestanden haben, um gegen den Kommunismus die amerikanische Werte in Europa zu verteidigen. Das ist jetzt mein Buchtipp als Weihnachtsgeschenk, wer passende Freunde oder Verwandte hat, die sich gern in vielschichtige Gedankenkarusselle setzen. Ich fand es sehr spannend, ist aber schon älter, von 1999. („Wer die Zeche zahlt“ von Frances Stonor Saunders). Aber der Rückblick gehört ja dazu zu dem Spiel: Was wäre wenn, was sollte sein, was wollen wir, wie es sein soll, usw.
ABHÖRSPIELE sind ja nun nicht absolut ernst zu nehmen, aber Du siehst, die beflügelte Fantasie hat stets realen Boden. Und sie sollen dazu anregen, beweglich in den Gedankenspielen zu bleiben, mit Humor und Leichtigkeit und sich nicht einschüchtern zu lassen, von lauten Rufen nach dem nötigen Ernst. Ich sehe im „tierischen Ernst“ nun nicht den praktizierten geistigen Vorsprung, und Du?
In dieser Fortsetzung des Gedanken darf ich Dir mit Stolz schon neue ABHÖRSPIELE ankündigen, das Cover deutet es schon plastisch an: Frau Merkel trägt jetzt öfters ihre Blümchenschürze und schwingt den Kochlöffel selbst. Ich höre weiter ab und bin mir sicher, dass MERKEL PRIVAT für Dich wieder viele überraschende und erhellende Momente bereit hält. Besser als drei Jahre nichts zu Weihnachten – frei nach Karl Valentin. Und damit wünsche ich Dir noch eine stade Vorweihnachtswoche.